Das Staatsarchiv in Wrocław bildet eine Fortsetzung des in der Vorkriegszeit in Breslau funktionierenden „Staatsarchiv zu Breslau“, gegründet 1811, als Folge der Aufhebung der schlesischen Klöster, für die Sicherstellung der im Laufe von Jahrhunderten von den Klöstern in Nieder- und Oberschlesien gesammelten Archivalien.
Die ersten 10 Jahre, als eine Agende der neu entstandenen staatlichen Universität in Breslau, sammelte es nur die Klosterarchivalien. Erst 1821, nachdem es als eine von der Universität unabhängige Institution selbständig geworden wurde, erhielt es das Recht, auch die staatlichen Akten aus dem Gebiet ganz Schlesiens aufzunehmen. Bis 1945 sammelte das Archiv die wichtigsten geschichtlichen Akten der Schlesischen Provinz ein, darunter über 50.000 Dokumente, 30.000 Bände und 250.000 Volumina der Aktenbestände. Die wohl dramatischsten Momente in seiner Geschichte erlebte das Archiv im 2. Weltkrieg. Obwohl die Sammlungen bereits seit 1942 innerhalb Schlesiens sowie in die Tschechoslowakei und nach Deutschland ausgelagert wurden, verursachte die Belagerung Breslaus 1945 schwere Archivalienverluste.
Alte Gebäude Staatsarchiv Breslau - Tiergartenstrasse 13 (1907-1945).
Das Archiwum Państwowe we Wrocławiu/Staatsarchiv Breslau wurde offiziell am 17.12.1946 gegründet, aber bereits früher, wenige Wochen nach Ende der Kriegshandlungen, begannen einige wenige Archivare unter der Leitung des vom Minister Bevollmächtigen Józef Stojanowski mit den Rettungsarbeiten, mit der Bearbeitung und der Erschließung der Bestände. Als Sitz des Archivs wurde das Gebäude an der ul. Pomorska bestimmt, in dem schon 1945 die Akten gesammelt wurden.
Die Folgenjahre zeichneten sich durch die Entwicklung des Archivnetzes in Niederschlesien und das ständige Vergrößern des Archivbestandes ab, durch die Wiedererlangung der Archivalien aus den früheren Gebieten der Sowjetunion, Tschechoslowakei und der Deutschen Demokratischen Republik, und auch durch die Übernahme der Betriebsarchive.
Das Staatsarchiv in Wrocław mit seiner Größe des Archivbestandes gehört zu den größten in Polen und umfasst das ganze Niederschlesien. Es verfügt über 4 Zweigstellen: in Bunzlau/Bolesławiec, Hirschberg/Jelenia Góra, Kamenz/Kamieniec Ząbkowicki und Liegnitz/Legnica. Seine Bestände, die heute über 23.000 laufende Meter der Akten zählen, darunter über 65.000 Dokumente und fast 122.000 Landkarten und Pläne, bilden die wertvolle, historische Quelle, zur politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Geschichte Schlesiens, aus dem Zeitraum vom XII. Jahrhundert bis an die heutigen Zeiten.
dr Józef Drozd
[1] V. Löwe, Das deutsche Archivwesen, Breslau 1921, s.41.
[2] B. Krusch, Geschichte des Staatsarchivs zu Breslau, Leipzig 1908, s.73.